Einführung
28  Juni 2022

Mit dieser Ausgabe verabschiedet sich die Redaktion von Psychoanalysis.today von ihren Leser:innen und Mitarbeiter:innen und präsentiert die letzte Ausgabe unseres eJournal. Diese intensive internationale Zusammenarbeit, die sieben Jahre lang andauerte, hinterlässt als Ergebnis eine Reihe von Archiven, die jetzt auf der Website von Psychoanalysis.today zugänglich sind und bald auch auf der IPA-Website und möglicherweise der Website von unseren Partnern verfügbar sein werden. 

In dieser Abschiedsausgabe finden Sie Artikel aus früheren Ausgaben, die von den jeweiligen Redakteur:innen ausgewählt wurden, um das Themenspektrum und die stets vorhandene Lebendigkeit und den Reichtum dieses Austauschs zwischen den Regionen zu repräsentieren.

Die brasilianische Gruppe veröffentlicht ihrerseits einen bisher unveröffentlichten Artikel von Leopold Nosek, einem der Gründer von Psychoanalysis.today: „Requiem einer Utopie“. Dieser Beitrag denkt über die historischen Bedingungen nach, die die Gründung einer internationalen Zeitschrift ermöglichten, und analysiert die Kräfte, die zu ihrer aktuellen Beendigung geführt haben. 

Psychoanalysis.today ist nach den Worten von Liliana Pedrón als eine internationale und interregionale Publikation entstanden. Es wurden Artikel aus der ganzen Welt mit einer psychoanalytischen und interdisziplinären Vision präsentiert, die das Ergebnis einer echten Team- sowie Einzelarbeit sind.

In jahrelanger intensiver Arbeit sind 17 Ausgaben entstanden, die psychoanalytische Erörterungen aktueller Themen enthalten, die aus der Perspektive der verschiedenen Regionen gedacht werden und die Vielfalt des theoretisch-klinischen Denkens der IPA umfassen.  

Psychoanalysis.today hat das 2015 unter der Präsidentschaft von Stefano Bolognini konzipierte Projekt realisiert, eine internationale Publikation aufzubauen, die unter gleichberechtigter Beteiligung von IPA, EPF, FEPAL, NAPsaC/APsaC verwaltet wird. Mit Sorgfalt und Engagement hat sie ihre Inhalte in den 5 Arbeitssprachen verfasst, um ihren Leser:innen den Zugang zu den hervorragenden Beiträgen zu ermöglichen, die in verschiedenen Sprachräumen entstanden sind.

Durch die Suche nach verschiedenen Perspektiven innerhalb der psychoanalytischen Kultur, betont Cristina Vasconcellos, ist der Vorschlag dieser internationalen Zeitschrift integrativ und erfüllt eine wichtige Rolle der Psychoanalyse in der breiteren Gemeinschaft, nämlich das Anbieten von Ressourcen zum Nachdenken und Ausarbeiten der Erfahrungen, die uns heute beeinflussen.

Unter diesem Gesichtspunkt fügt Gouri Salvi hinzu, dass Autor:innen und Redakteur:innen in jeder Ausgabe die Universalität menschlicher Gefühle in einer von Konflikten, Gewalt und Ausgrenzung bedrohlich zerrissenen Welt hervorgehoben haben.  Und sie haben argumentiert, dass eine Überwindung der Gräben, sowohl intern als auch extern, nur durch Brücken eines tieferen Verständnisses erreicht werden kann. 

Wir hatten jahrelang einen fruchtbaren Austausch, bei dem wir viel gelernt haben. Andrea Rutsch unterstreicht die Bedeutung des Brückenschlags und der Verbindungen zwischen Ländern, Sprachen, Psychoanalytiker:innen und an der Psychoanalyse Interessierten, die durch die sorgfältige Arbeit aller Mitherausgeber:innen und die Zusammenarbeit mit erfahrenen Übersetzer:innen ermöglicht wurden. In der Tat konnten wir Erfahrungen austauschen und relevante Inhalte für die Reflexion über die Welt, in der wir leben, über die Beziehungen zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft sowie zwischen der Psyche und der Kultur entwickeln. Themen wie Rassismus, Gewalt, Fake News, Pandemien, Süchte, Sexualität und viele andere konnten mit Rücksicht und Respekt für regionale Unterschiede behandelt werden. 

In diesem Sinne, so Chantal Duchêne-González, „hat Psychoanalyis.today das Verdienst, die Veränderungen in unserer heutigen Gesellschaft zu reflektieren. Die Abwesenheit von Dogmatismus ermöglichte es uns, eine echte Reise in andere psychoanalytische Regionen anzutreten“.

Die Möglichkeit, die Psychoanalyse und die psychoanalytischen Perspektiven in verschiedenen Kulturen zu vergleichen, fügt A. Chris Heath an, ist ein Weg, das zu verdichten, was für den menschlichen Zustand von zentraler Bedeutung ist, und uns selbst einen erhellenden Spiegel vorzuhalten sowie der interkulturellen Sprachverwirrung entgegenzuwirken. 

Es war eine Reise voller Erfolge, aber auch vieler Herausforderungen. Wir kämpften um die Fortführung unserer Publikation und sahen uns politischen und finanziellen Schwierigkeiten gegenübergestellt. 

Strukturell hatten wir daran gearbeitet, die Technologien an unsere aktuellen Bedürfnisse anzupassen. Was die Öffentlichkeitsarbeit betrifft, so haben wir erfolgreich und mit großem Engagement in die Ausweitung unseres Leserkreises und des Publikums, das sich für die Zeitschrift interessiert, investiert.

Unsere Arbeit endet heute aufgrund der Beendigung der Zusammenarbeit mit der IPA und ihren Teilregionen, die Psychoanalysis.today bislang sowohl politisch als auch finanziell unterstützt haben. In ihren Abschiedsworten sagt Adrienne Harris: „Ich bedaure sehr, dass eine finanzielle Unterstützung nicht mehr möglich ist und dass sich die verschiedenen Regionen nicht wirklich in das Projekt einbezogen und unterstützt fühlten. Ich glaube an den „internationalen“ Teil der IPA und hoffe, dass wir - als internationale Gruppe - in dieser angespannten Zeit erneut Wege der Zusammenarbeit finden können“.

In der Hoffnung, dass der Geist von Psychoanalysis.today in unserer psychoanalytischen Institution erhalten bleibt, verabschieden wir uns von unseren Lesern und Mitwirkenden, 

Marina Kon Bilenky (FEPAL) 
A.Chris Heath (APsaC-NAPsaC)
Adrienne E. Harris (APsaC-NAPsaC)
Andrea Maria Rutsch (EPF)
Chantal Duchêne-González (EPF)
Gouri Salvi (IPA)
Liliana Pedrón Martín (IPA)
Maria Cristina Garcia Vasconcellos (FEPAL)

Kompilator des Vorworts: Marina Kon Bilenky

Übersetzung aus dem Portugiesischen Andrea Rutsch